Die Predigerkirche gehört zu den geschichtlich und architektonisch bedeutendsten Sakralbauten Rottweils. Sie prägt bis heute das Stadtbild und erzählt von mehr als sieben Jahrhunderten Stadt-, Ordens- und Glaubensgeschichte. Ursprünglich als Klosterkirche des Dominikanerordens errichtet, ist sie heute die evangelische Stadtpfarrkirche und ein eindrucksvolles Zeugnis mittelalterlicher Baukunst mit barocker Überformung.
Der Bau der Predigerkirche begann im Jahr 1268 und wurde um 1282 abgeschlossen. Sie entstand als Teil eines Dominikanerklosters, dessen Angehörige wegen ihrer predigenden Tätigkeit auch „Predigerorden“ genannt wurden. Als Bettelorden legten die Dominikaner Wert auf schlichte, funktionale Kirchenbauten, was sich bis heute in der klaren äußeren Erscheinung der Kirche widerspiegelt. Trotz ihrer Zurückhaltung im Äußeren entwickelte sich die Predigerkirche rasch zu einem geistlichen und kulturellen Zentrum der damaligen Reichsstadt Rottweil.
Architektonisch zählt die Predigerkirche zu den ältesten gotischen Kirchen der Stadt und gilt als eine der am besten erhaltenen ehemaligen Bettelordenskirchen Süddeutschlands. Der langgestreckte Baukörper, der hohe Chor und die klare Raumstruktur sind typisch für die Bauweise der Dominikaner. Im Inneren verbindet sich diese gotische Grundform mit einer reichen barocken Ausstattung, die der Kirche heute ihren besonderen Charakter verleiht.
Eine entscheidende Veränderung erfuhr der Innenraum in der Mitte des 18. Jahrhunderts, als die Kirche umfassend barock umgestaltet wurde. Zwischen 1753 und 1755 erhielt sie ihre prächtigen Deckenfresken, kunstvollen Altäre und die reich verzierte Kanzel. Besonders die Deckenmalereien prägen den Raumeindruck und stehen in bewusstem Kontrast zur sonst eher zurückhaltenden Architektur. Diese Verbindung aus gotischer Struktur und barocker Ausstattung macht den besonderen Reiz der Predigerkirche aus.
Eine besondere Rolle spielt die Kirche auch in der religiösen Überlieferung Rottweils. Während des Dreißigjährigen Krieges wird hier das sogenannte „Wunder der Augenwende“ einer Marienstatue überliefert, das im Jahr 1643 stattgefunden haben soll und eine Wallfahrt auslöste. Die Originalstatue befindet sich heute im Heilig-Kreuz-Münster, doch die Predigerkirche bleibt eng mit dieser lokalen Glaubensgeschichte verbunden.
Mit der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts endete die Zeit des Dominikanerklosters. 1806 wurde die Kirche evangelische Garnisonskirche, 1818 schließlich evangelische Stadtpfarrkirche. Seither dient sie der evangelischen Gemeinde Rottweils als zentraler Gottesdienstort. Mehrere Restaurierungen im 20. Jahrhundert trugen dazu bei, die historische Substanz zu sichern und den barocken Innenraum zu bewahren.

Adresse: Kriegsdamm, 78628 Rottweil
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